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Samstag, 30. November 2013

Marianische Antiphonen der Zisterzienser (1) - O admirabile commercium

O wunderbarer Tausch!
Vom Tod zum Leben; 
von der Nacht zum Tage; 
von der Dunkelheit ins Licht.

Trappistenmönche huschen durch den Kreuzgang. In der Kirche machen sie eine tiefe Verneigung vor dem Allerheiligsten und begeben sich zu ihren Stallen im Chor. Sie knien nieder. Die Kirche ist nur schwach beleuchtet, es ist viertel nach zwei. Die Turmglocke gibt dem Glöckner  die Zeit an. Er zieht das Glockenseil, der erste Schlag, alle erheben sich.
Der erste Gesang der Nacht und des neuen Tages ist eine marianische Antiphon, ein Überbleibsel des „marianischen Offiziums“. Es ist vielleicht der intensivste, der dichteste Gesang der Trappisten: noch müde und verschlafen erheben sie ihre Stimmen: klagend, hoffend, eindringlich; begrüßend und ehrend Maria, die Gottesmutter.

O Admirabile Commercium!
Creator generis humani,
animatum corpus sumens,
de Virgine nasci dignatus est:
et procedens homo sine semine,
largitus est nobis suam dietatem.
+
O wunderbarer Tausch!
Der Schöpfer des Menschengeschlechtes,
nimmt menschliches Fleisch an
und wird aus der Jungfrau geboren.
Von keinem Mann gezeugt,
kommt er in die Welt und
schenkt uns sein göttliches Leben.


Diese wundervolle Antiphon wird in jeder Nacht zu Beginn der Vigilien in den Zisterzienser- und Trappistenklöstern auf der ganzen Welt von den Mönchen und Nonnen gesungen. Zumindest dort, wo noch wesentliche Teile des alten Zisterzienseroffiziums gepflegt werden. Inmitten der Nacht, wenn weltliche Menschen sich gerade niedergelegt haben oder sich im Tiefschlaf erholen, erheben sich Mönche und Nonnen und lassen sich mitreisen vom Kantor, der diese Antiphon angestimmt. Sehnsuchtsvoll mit schlaftrunkener Stimme erhebt sich der Gesang auf zum Herrn, der der Geber alles Guten ist.

„O admirabile commercium“ ist geradezu eine adventliche Antiphon. Sie spricht von dem Tausch, den die Christen in der Zeit des Advents, der Ankunft des Herrn, mit Eifer angehen und durchführen sollen: mit Gottes Gnade.

Der Zisterzienservater Guerric von Igny sagt dazu:

„In euch, Brüder, ist also der Glaube durch den Heiligen Geist geboren, und er wird tätig durch die Liebe. Hütet ihn, nährt ihn, stillt ihn wie das Jesuskind, bis in euch das Kind Gestalt gewinnt, das uns geboren ist. Dieses Kind hat uns nicht nur in seinem Geborenwerden eine Form vorgegeben, der wir gleichgeformt werden sollen, sondern auch in seinem Leben und in seinem Sterben.“ 


Bald ist Advent (4)

Wenn sich das bei dem Uradvent Gottes, dem Kommen Christi im Fleische, an den damals lebenden Menschen verwirklichte, so nicht minder an uns Heutigen bei dem sakramentalen Gedächtnisse dieses Uradvents in der Liturgie.

Darum ist es wichtig für uns, jetzt, da wir abermals in die liturgische Jahreszeit eintreten, die Advent und Epiphanie (Ankunft und Erscheinung) Gottes feiert, uns erneut zum Bewußtsein zu bringen, was Ankunft im höchsten Sinne, Gottesankunft, besagen will, welchen Anspruch sie erhebt und wie verhängnisvoll es ist, solchem Anspruch sich zu entziehen.

Es heißt das nicht nur für den Gottesverächter selbst, als Mensch auf immer unvollendet bleiben, weil er die göttliche Fülle, die zu ihm kommt, um sein Menschliches göttlich auszuweiten, nicht einläßt.

Es heißt das vor allem, sich der großen Offenbarung des letzten Welt- und Lebensgrundes, der göttlichen Liebe, die der einzige Grund für die Erscheinung Gottes unter den Menschen ist, entgegenwerfen und so nicht nur die eigene, sondern die viel wichtigere Vollendung der Schöpfung hintanhalten, diese Vollendung, um derentwillen allein Gott kommt: die Heimkunft der Geschöpfe zu Gott, ihrem Vater.

(Aemiliana Löhr, Das Herrenjahr)




Freitag, 29. November 2013

Dietrich von Hildebrand antwortet dem Bischof von Rom (3 von 3)

Haben diese „modernen" Katholiken, die aus der Geschichte ihren Gott gemacht haben, niemals eine Biographie des hl. Franz von Assisi, des hl. Johannes von Gott oder des hl. Vinzenz von Paul gelesen?

Haben sie niemals etwas von den heroischen Opfern von Missionären gehört, die sich nicht ausschließlich um das Seelenheil der Heiden kümmerten, sondern die auch Hungrige speisten und Kranke pflegten (obwohl das erstere ein viel tieferes Interesse für ihre Mitmenschen verriet, als alle Sorge um deren irdische Wohlfahrt).

Haben diese Katholiken, die so begierig sind, die Vergangenheit der Kirche anzugreifen, nie etwas von der Tatsache gehört, daß die Spitäler von Ordensleuten „erfunden" worden sind und Jahrhunderte lang ausschließlich von ihnen besorgt wurden?

Haben sie nie gehört, daß sogar die montes pietatis von Ordensleuten eingeführt worden sind, oder daß der Orden der Trinitarier zu dem Zweck gegründet wurde, Christen zu befreien, die in der Gefangenschaft von Moslems waren?

Niemand, der ohne Vorurteile die Kirchengeschichte studiert, kann leugnen, daß alle, die wirklich das Christentum lebten, eine glühende und erhabene Liebe zu ihren Nächsten hatten und sogar zu ihren Feinden und Verfolgern. Ihre Liebe floß aus dem Wesen ihrer Heiligkeit, ihrer Umgestaltung in Christus. Sie stand immer im Zentrum der Lehre der Kirche. Diese Caritas war etwas vollkommen Neues, der heidnischen Welt Unbekanntes. Und es war gerade diese Liebe, die unzählige Heiden bekehrte.

Daß vielen Christen diese Nächstenliebe fehlte, kann niemand leugnen. Aber war dies so, weil sie statt dessen Gott liebten, oder weil sie schlechte  Christen waren und Gott nicht genügend liebten, weil sie nicht genug in Christus umgestaltet waren, weil sie in der Tat mittelmäßige Christenwaren?

Die zweitausend Jahre christlicher Geschichte brachten einen Sturm der Nächstenliebe und heroische Taten der Liebe zu den Menschen hervor.

(Dietrich von Hildebrand, Das Trojanische Pferd in der Stadt Gottes, 310ff)

Siehe zum Thema des Papstschreibens auch HIER und HIER.